Warum wir uns aktuell in unruhigen Zeiten befinden...
Veröffentlicht am 27.04.2022
Unruhige Zeiten: Warum scheint gerade alles so durcheinander?
Symbolbild für eine der aktuellen Krisen: Der Krieg in der Ukraine und steigende Preise (Inflation)
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Auch 2022 noch immer: Corona
Auch wenn hierzulande die Corona-Pandemie dabei ist abzuklingen, beginnen die wirtschaftlichen Spätfolgen erst sich merklich auszuwirken. So behindert eine zunehmende Materialknappheit viele Bereiche der Wirtschaft. Vom Baugewerbe über die Elektronikindustrie bis zur Holzverarbeitung macht sich ein allgemeiner Rohstoffmangel breit und sorgt für Lieferengpässe trotz voller Auftragsbücher.
Ursache Nummer Eins ist dabei der vergangene fast weltweite Corona-Lockdown: Viele Industrien wurden vollständig heruntergefahren, die so entstandene Lücke bei der Produktion von Rohstoffen und Vorprodukten konnte noch nicht geschlossen werden. In der globalisierten Welt werden zudem Rohstoffe vor allem über Containerschiffe ausgeliefert.
Gerade in Asien hat jedoch der strenge Lockdown dazu geführt, dass viele Reedereien und Häfen im Ausland keine neuen Schiffscontainer mehr bestellen konnten. Diese Unterbrechung des Container-Kreislaufs wirkt sich bis heute in einer Verknappung von Transportkapazitäten und damit Rohstofflieferungen aus.
Grund zur Sorge geben etwa der derzeitige erneute Ausbruch und harte Lockdown in China, speziell in Shanghai und Peking. Nicht nur drohen erneute Produktionsausfälle im wirtschaftlich größten Land der Welt, auch wie sich das Virus bei der drohenden Durchseuchung eines Milliardenvolks hinsichtlich seiner Mutationen verhalten wird, ist noch unklar.
Inflation
Eine weitere Herausforderung ist die mittlerweile merklich angestiegene Inflation. Seit der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 haben die Zentralbanken eine sehr lockere Geldpolitik verfolgt. So konnten sich die Banken lange Zeit nahezu umsonst Geld bei den Zentralbanken leihen, im Grunde wurde laufend Geld gedruckt.Diese gestiegene Geldmenge traf nun durch die Corona-Pandemie auf eine stark gestiegene Nachfrage nach knappen Gütern. In der Folge wurde das Geld bei gleichzeitiger Materialknappheit immer weniger wert, was sich unter anderem in der derzeitigen Inflation ausdrückt.
Die Ukraine Krise befeuert die Inflation zusätzlich
Wie stark die Inflation noch ansteigen und wie lange sie andauern wird, ist auch angesichts der gestiegenen Energiepreise schwer einzuschätzen. Denn in dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage kam der von vielen nicht vorstellbare Überfall Russlands auf sein Nachbarland Ukraine hinzu.Nicht nur bringt dieser Angriffskrieg unerträgliches Leid über Millionen von Menschen, Russland ist auch ein wirtschaftlich bedeutender Exporteur von Rohstoffen und vor allem von fossilen Energieträgern. Sofort mit Beginn des Angriffskrieges verzeichneten die Preise für Öl und Erdgas Höchststände, und die jüngste Abschaltung der Pipelines nach Polen und Bulgarien schürt Ängste vor einem vollständigen Ende der Gaslieferungen durch Russland.
Gleichzeitig werden hierzulande auch die politischen Rufe nach einem Gas-Embargo immer lauter, was ein Ende der Öl- und Gaslieferungen durch Russland mittelfristig wahrscheinlich werden lässt.
Das könnte wiederum schwere Auswirkungen für unsere Wirtschaft haben: Vor allem die chemische und die Schwerindustrie sind auf Erdgas angewiesen, und Deutschland bezieht einen erheblichen Teil seiner Gasimporte aus Russland. Ein Ende der steigenden Energiepreise und der Inflation ist daher nicht gerade in Sicht.
Fazit
Viele Leben konnten gerettet, viele Existenzen durch Coronahilfen bewahrt werden. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Jahre blieben die Finanzmärkte relativ unbeeindruckt und erreichten sogar immer neue Höchstmarken. Zwar waren die Preissteigerungen der letzten Monate ungewohnt, nach einem Ende der Krisen dürfte jedoch auch hier eine Entspannung eintreten.
Zudem hat die wirtschaftliche Verknappung auch ihr Gutes: Der Arbeitsmarkt etwa giert nach neuen Arbeitskräften, lange nicht mehr gab es so viele offene Stellen wie heute.
Wenn die Weltgemeinschaft weiterhin so geschlossen gegenüber der russischen Aggression in der Ukraine auftritt, gibt es ebenfalls Grund zu Optimismus. Denn Diplomatie und Verständigung haben langfristig noch immer die Oberhand behalten.
Was der Sommer auch bringen mag, gerade die jüngst erfolgreich bewältigten Krisen, stimmen zuversichtlich.